„Schule neu denken“

Pressemitteilung der NÜRTINGER ZEITUNG zum digitalen Wohnzimmergespräch mit MdL Alexander Salomon. Über 50 Teilnehmer darunter auch etliche Schulleiter, Lehrkräfte und Elternvertreter aus dem gesamten Landkreis Esslingen folgten der Einladung des GRÜNEN Kreisvorstands Gerhard Härer aus Aichtal zu einem Gespräch ins „Wohnzimmer“.

REGION
„Die Schule neu denken“ – Nürtinger Zeitung 03.02.21, 11:05

„Digitales Wohnzimmergespräch“ bei den Grünen
AICHTAL (pm). Gerhard Härer, Grünen-Kreispolitiker aus Aichtal, hat die Reihe der „Digitalen
Wohnzimmergespräche“ gestartet. Am Start mit dem jungen Karlsruher Grünen-
Landtagsabgeordneten Alexander Salomon nahmen über 50 Interessierte teil, darunter auch
etliche Schulleiter, Lehrkräfte und Elternvertretungen aus dem gesamten Landkreis Esslingen.
Aktuelle Schulöffnungspolitik in Zeiten von Corona, darum ging es Salomon in der
anderthalbstündigen Videokonferenz über Youtube weniger. Wobei für ihn die Variante
Hybridunterricht mit einem Teil der Schülerschaft zu Hause und einem anderen Teil in der Schule
die denkbar schlechteste Unterrichtsform ist, sagte er deutlich. Sein Thema ist mehr in die Zukunft
gerichtet: „Schule digital, geht das?“, so konkretisierte Salomon, der Wissenschafts- und
Netzexperte der Grünen-Landtagsfraktion.
Digitalisierung im Unterricht, wo es sinnvoll ist, wenn zweierlei bedacht werde, sagt er: Auch diese
Transformierung müsse sozial sowie ökologisch ablaufen. Sie dürfe niemanden abhängen, dürfe
nicht die Klassen- und Schichtengesellschaft verstärken. Die ökologische Sicht bedeute, dass
Streamingdienste nicht immer noch mehr Strom erfordern dürfen. Zwar werde die Technik
effizienter, aber der Rebound-Effekt der stetig wachsenden Nutzung sei dabei, Einspareffekte
wieder zunichte zu machen.
So gilt für ihn: „Die Digitalisierung kann einen positiven Klimaeffekt haben“. Wer da nur an
wirtschaftliche Zwecke denkt, der sei eben nicht an einer sozialen und ökologischen Gestaltung
interessiert. „Die digitale Schule kann einen absoluten Mehrwert bedeuten“, stellt Salomon
zunächst fest.
Salomon ist ein großer Befürworter der Gemeinschaftsschule. Sie gebe das Versprechen, dass
Kinder individualisierter unterrichtet werden, je nach ihrem Stand und ihren Fähigkeiten.
Salomon skizzierte eine mögliche, ideale Schulstunde. Die Lehrer wenden sich einer Gruppe zu mit
homogenem Stand, derweil Schüler mit speziellem Bedarf auf digital abrufbare Lerneinheiten
zugreifen. Wobei, das ist für ihn ganz klar, die reine Wissensvermittlung in keiner Weise mehr in
der Schule der Zukunft im Vordergrund stehen darf. In Zeiten von Wikipedia & Co. gehe es um
soziales Lernen, Kompetenz im Umgang mit Medien und eine Hinführung zum mündigen Bürger.
Beziehungen seien ganz wichtig, deshalb werde der Präsenzunterricht nicht einfach zu ersetzen
sein. Salomon macht sich dafür stark, dass diese Art von Hybridunterricht – Präsenz und digitale
Unterstützung – sich in Bildungs- und Lehrplänen abbildet. Für Salomon muss es da einen Ruck
durch die Bildungsrepublik geben, auch an den Hochschulen. In der Schule finden aber noch Teile
der „Belehrungspädagogik“ statt. Grundfertigkeiten wie Logik oder Teilhabe müssten vermittelt
werden, durch sie müsse ein Freiraum geschaffen werden, um Lernen und das Leben zu
verzahnen.
Wenn Digitalisierung dabei helfe, die Zuwendung zu individualisieren, eine „Feedback-Kultur zu
etablieren“, dann sei etwas erreicht. Für ihn ist auch klar, dass es damit mehr Lehrer braucht statt
weniger.
Das Publikum des Videogesprächs konnte Fragen stellen, sie nahmen einen breiten Raum ein.
Darunter war kein Widerspruch gegen Salomon, aber auch die Bemerkung, dass Lesen und
Schreiben eben doch klassisch vermittelt werden müsse. Deutlich wurde auch, dass an den Schulen
und bei den Eltern die Not groß ist an Lernplattformen, die funktionieren und einfach zu bedienen
sind, Haftungsregeln hin oder her. Und egal, ob US-Großkonzerne mit Daten gefüttert werden.
Moodle, die quasi amtliche Lernplattform, könne weiterentwickelt werden, da ist er sich sicher.
Noch sei sie zu umständlich. Salomon erteilt dem Gebrauch von Microsoft-Produkten eine Absage,
solange sie nicht mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung kompatibel sind. Salomon
will die Schule überhaupt chancengerechter machen: „Da sind wir im Vergleich der Bundesländer
noch ganz weit hinten“. Aber über allem steht für ihn der Kampf gegen die Erderhitzung: „Wenn
wir den Klimaschutz nicht hinkriegen, dann war alles für die Katz.“

 

 

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